Leistungen

Mehr zu unseren Leistungen

Leistungen / Hochfrequenzablation von Vorhofflimmern und Vorhofflattern

Dr. Boyé bei einer Vorhofflimmerablation

Normalerweise schlägt das Herz mit einer regelmäßigen Frequenz („Sinusrhythmus“), die sich entsprechend den physischen und psychischen Anforderungen des Körpers beschleunigt oder verlangsamt. Dabei sind Herzfrequenzen im Schlaf bis 40/min und unter Belastung bis 180/min völlig normal.

Ist der gesunde Sinusrhythmus verändert, spricht man von Herzrhythmusstörungen. Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das Vorhofflimmern. Dabei ziehen sich die beiden Vorhöfe des Herzens nicht mehr regelmäßig zusammen, sondern flimmern unkoordiniert. Die Herzkammern schlagen dabei schnell und unrhythmisch, die Pulsfrequenz liegt bei 80-100 pro Minute, bei manchen Patienten auch bedeutend höher. Dies führt neben dem gefühlten Herzrasen mit Aussetzern zu einem Leistungsabfall, Luftnot, Übelkeit, allgemeinem Unwohlsein, Schwindelanfälle sowie Schmerzen und Druckgefühle in der Brust. Manche Patienten zeigen jedoch keinerlei Beeinträchtigung durch das Vorhofflimmern, es verbleibt asymptomatisch.

Vorhofflimmern kann in jedem Alter auftreten, jedoch nimmt die Erkrankungshäufigkeit mit zunehmendem Alter zu. Nach aktuellen Schätzungen leiden mindestens fünf Prozent der Personen über 75 Jahren an Vorhofflimmern, wobei Männer und Frauen gleich häufig betroffen sind. Das Vorhofflimmern tritt bei einigen Menschen nur kurzzeitig und anfallsweise auf (paroxysmales Vorhofflimmern), bei anderen besteht es anhaltend (chronisches Vorhofflimmern).

Wenn ein Vorhofflimmern mittels EKG gesichert wurde, ist schnelles Handeln erforderlich. Bei der Behandlung versuchen die Kardiologen, den normalen Sinusrhythmus des Herzens wiederherzustellen: einerseits führen lange Vorhofflimmerepisoden mit hohen Herzfrequenzen zu einer Schwächung des Herzmuskels, andererseits ist das Vorhofflimmern vor allem aufgrund der erhöhten Neigung zum Schlaganfalles potentiell gefährlich.

Vorab muss jedoch festgestellt werden, ob es eine behebbare Ursache für das Vorhofflimmern gibt. Diese können Überdehnungen und Vernarbungen der Vorhöfe bewirken, die zu Störungen des Reizleitungssystems des Herzens führen. Dazu zählen ein Bluthochdruck, eine Durchblutungsstörung des Herzens, ein Herzklappenfehler oder eine Schilddrüsenüberfunktion. Hier sind weiterführende Untersuchungen (Herzultraschall, Belastungs-EKG, Langzeit-Blutdruckmessungen, Blutentnahme beim Hausarzt) erforderlich. Vorhofflimmern kann auch bei gesunden Menschen ohne erkennbare Ursache („idiopathische AF“) oder ohne erkennbare Grundkrankheit („lone AF“) auftreten, dies ist aber die Minderheit der Patienten.

Die Gefahr des Schlaganfalles ist bei Patienten mit Vorhofflimmern etwa siebenfach gegenüber Menschen ohne Vorhofflimmern erhöht, da sich in „windstillen Ecken“ der Vorhöfe, den Herzohren, Gerinnsel bilden können. Wenn diese weggeschwemmt werden, führen sie zu Gefäßverschlüssen in den Beinen, im Bauch und vor allem im Gehirn. Aus diesem Grunde müssen alle Patienten mit blutverdünnenden Substanzen versorgt werden, wobei das übliche Aspirin (ASS) nur bei Patienten ohne Begleiterkrankungen ausreichend wirkt. Patienten, die bereits an anderen Erkrankungen wie Diabetes, hoher Blutdruck (Hypertonie) oder einer Herzschwäche leiden oder über 75 Jahre alt sind, haben ein höheres Schlaganfallrisiko. Im diesem Falle muss der Patient auf Falithrom/Marcumar oder auf neuere Gerinnungssubstanzen eingestellt werden. Bei der Einnahme bestimmter Blutverdünner müssen regelmäßig Bluttests durchgeführt werden, um den Grad der Blutverdünnung zu bestimmen.

Weiterhin muss versucht werden, durch Rhythmusstabilisierende Mittel (Antiarrhythmika) beim anfallsweisen Vorhofflimmern die Anfallshäufigkeit und beim chronischen Vorhofflimmern die Pulsfrequenz zu senken, was zu einer Verbesserung der allgemeinen Belastbarkeit führt. Allerdings sind diese Methoden nicht immer von Erfolg gekrönt. Bei selten auftretenden Vorhofflimmerepisoden kann das Konzept einer „pill in the pocket“ – eine kurzzeitige Einnahme von Antiarryhthmika nur bei einem Anfall ohne Dauertherapie diskutiert werden, leider ist dafür nur ein geringer Anteil der Patienten geeigent.

Hochfrequenzablation des Vorhofflimmerns

Eine moderne Methode in der Behandlung des anfallsweisen, zunehmend auch des chronischen Vorhofflimmerns, ist die sogenannte Ablationstherapie, die Verödung einzelner Areale vor allem im linken Herzvorhof (Pulmonalvenen-Isolation). Das Vorhofflimmern entsteht häufig, wenn Gewebe im linken Vorhof des Herzens an der Einmündung der beiden Lungenvenen, eigenständig elektrische Störimpulse aussendet und somit der Sinusrhythmus gestört wird. Geeignet sind für diese Prozedur Patienten, bei denen das Herz strukturell nicht wesentlich verändert ist. Dies lässt sich durch Ultraschallmethoden diagnostizieren. Ziel ist es, vor allem bei jüngeren Patienten eine meist jahrzehntelange Einnahme von Antiarrhythmika zu vermeiden und bei älteren Patienten das Risiko eines Schlaganfalles zu reduzieren.

Die Ablationstherapie erfolgt in unserem elektrophysiologischen Labor. Zur Durchführung dieser Prozedur werden Sie über die Rettungsstelle des St. Josef-Krankenhauses Potsdam stationär aufgenommen und verbleiben nach dem Eingriff von 1-2 Tage zur Überwachung im Krankenhaus.

Bei der Prozedur werden über einen kleinen Zugang in der Leiste unter örtlicher Betäubung Elektroden in das Herz vorgeschoben und mit Hilfe von Hochfrequenzstrom die entsprechenden „Störherde“ an den Lungenvenen im linken Herzvorhof verödet. Damit setzt man kleine Isolationslinien, so dass der normale Sinusrhythmus wiederhergestellt und erhalten werden kann. Der Eingriff ist aufwendig, da viele kleine Verödungspunkte gesetzt werden müssen. Er kann 3-4 Stunden dauern. Damit dies vom Patienten gut vertragen wird, kann die Gabe eines leichten Beruhigungsmittels vereinbart werden. Nach der Katheterablation werden die Elektroden aus dem Herzen entfernt und die Leiste mit einem Druckverband versorgt. Eine strenge Bettruhe von 6-24 Stunden ist erforderlich, um Nachblutungen zu vermeiden.

Mögliche Komplikationen des Eingriffes sind Embolien, Blutungen im Leistenbereich oder in den Herzbeutel und Verletzungen der Speiseröhre (bitte den Aufklärungsschein beachten).

Bei einem Drittel der Patienten muss die Prozedur wiederholt werden, wenn die Isolationslinien die Störherde nicht vollständig abdichten. Insgesamt liegt die Erfolgsrate bei über 90%. Nach dem Eingriff muss der Patient noch über mindestens ein Vierteljahr Antiarrhythmika und blutverdünnende Medikamente einnehmen. Besteht dann ein stabiler Sinusrhythmus, werden beide Substanzgruppen abgesetzt.